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Der Migrant aus den 90ern, der Hoffnung aus Deutschland mitbrachte

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Argjend Kameraj war nur 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit seinem Vater seine Heimat verlassen musste. Sein Vater flüchtete aus Kosovo, um der Folter des damaligen serbischen Regimes zu entkommen.

Horn Kosova
Horn Kosova© Agron Beqiri

Argjend Kameraj war nur 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit seinem Vater seine Heimat verlassen musste. Sein Vater flüchtete aus Kosovo, um der Folter des damaligen serbischen Regimes zu entkommen.

Argjend Kameraj war nur 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit seinem Vater seine Heimat verlassen musste. Sein Vater flüchtete aus Kosovo, um der Folter des damaligen serbischen Regimes zu entkommen. Für den langen Weg nach Deutschland musste Argjend durch Mazedonien, Bulgarien und die Niederlande reisen – fast die gleiche Route, die Tausende (Kosovo-)Albaner und ein Teil der großen Flüchtlingswelle aus der 90er Jahren benutzten, die politisch und wirtschaftlich – notgedrungen in der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre Heimatstädte verließen.

Die Flucht nach Deutschland entlüftete sich als eine goldene Chance für den 12-jährigen aus dem Dorf Lebushë bei Deçan, der sich glücklich schätzte, eine Ausbildung und auch ein neues Leben in ein neues stabileres Land, weit entfernt von seiner Heimat Kosovo beginnen zu dürfen.

„Das Ankommen in Deutschland bedeutete Lebensrettung und Perspektive für mich als Schüler“, so Argjend Kameraj.

Die deutsche Gesellschaft hatte ihn „offenherzig“ aufgenommen. Darin hatte er auch den Weg zur Ausbildung gefunden, nach deren Abschluss er einen Erfolg erreichte, was bis dahin für ihn nur ein Traum gewesen ist.

„Nach einer Bewerbung beim Unternehmen Horn & Co. – wo ich heute beschäftigt bin – konnte ich interessante Schritte in meiner Karriere machen, die sich durch verschiedene Abteilungen erstreckte, von IT über Finanzen, bis hin zu Personalabteilung. Im Anschluss bin ich zum Generaldirektor der Gruppe Horn & Co. Zuständig für Europa“ ernannt worden, erzählte Argjend.

An die Zeit und die Gefühle der Flucht, auf der Suche nach einem besseren Leben würden ihn jedoch seine Landsleute und Verwandte erinnern, die Kosovo verließen. Anstatt teilnahmslos zu beobachten, nutzte er das Potential des Unternehmens, um in seiner Heimat eine Investition vorzunehmen und die Flucht aus Kosovo auch wenn symbolisch einzuschränken.

„Nachdem wir gemeinsam mit dem Geschäftsinhaber Gert Horn Kosovo besuchten und unter andrem durch die Medien die Massenflucht der jungen Menschen 2015 mitbekamen, vor allem weil sie unter Perspektivlosigkeit litten, beschlossen wir nach Kräften eine Investition vorzunehmen und eine Perspektive zur Schaffung von Arbeitsplätzen für jugendliche in Kosovo zu bieten.“

Das bestätigte auch der Geschäftsführer der Zweigstelle in Kosovo, Admir Hasanaj.

„Die Investition wurde nach dem Exodus 2015 durchgeführt. Ziel war es, Arbeitsplätze zu schaffen, damit junge Menschen nicht ins Ausland auswandern“, erzählte auch Hasanaj.

Die Idee für eine Investition verwirklichte sich am 13. Juni des vergangenen Jahres. An dem Tag wurde auch das Unternehmen „Horn & Co. Kosova“ offiziell eingetragen. Das Unternehmen hat jetzt einen Sitz in Deçan, zählt derzeit neun Mitarbeiter aus Deçan und Junik, die unmittelbar nach Unternehmenseröffnung für eine Ausbildung nach Deutschland reisten. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund eine Millionen Euro.

Ferner sprach der Geschäftsführer über Arbeitsbedingungen in diesem Unternehmen. Dabei betonte er, dass das Unternehmen beabsichtige ein deutsches Arbeitssystem einzuführen und das Investitionsvolumen zu vergrößern.

Hasanaj: „Unter Unternehmen ist das einzige Unternehmen mit geregelter Dokumentation gemäß Gesetz. Entsprechend haben wir auch unsere Verträge, sowie auch Sicherheitsmaßnahmen nach EU-Standards entwickelt. Alle Leistungen werden verzinst.“

Das bestätigte auch ein Mitarbeiter, der während wir das Gespräch führten, aus einem neuen 2006-er Volvo-Bagger ausstieg und sich uns anschloss.

„Hier habe ich einen geregelten Vertrag. Auch Sicherheitsmaßnahmen, bzw. Mittel am Arbeitsplatz sind gegeben“, erzählte uns der 32-Jährige Vilson Miroci aus Deçan.

Der „ordnungsgemäße Vertrag, sei ein großer Vorteil“, so Miroci, der zuvor in anderen Unternehmen Arbeit nach Tagessatz und ohne Vertrag geleistet hat.

Das Unternehmensprofil ist breit angelegt mit Schwerpunkt auf der Herstellung von Betonsteinen, die als Lego-System bekannt sind. Horn & Co. Kosova ist aber auch auf Abwasser- und Wasserversorgungssysteme, sowie in Straßenbau und Schneeräumungsdienstleistungen spezialisiert. Während in Kosovo das Unternehmen erst das erste Jahr der Eröffnung feiert, ist Horn & Co. - Eisen- und Stein Holding GmBh in Deutschland seit rund 94 Jahren tätig und handelte seit seiner Gründung auch im Bereich Recycling.

Unterdessen sind Einnahmen aus Auslandsinvestitionen in Kosovo stets als Promotor der wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet worden. Diese hatten allerdings in den letzten Jahren abgenommen und waren als niedrig bewertet, im Vergleich zu den Bedürfnissen des Landes.

Die Durchschnittsjahreseinnahmen aus Auslandsinvestitionen laut der Kosovarischen Zentralbank belaufen sich auf rund 400 Millionen Euro für den Zeitraum 2009-2013. 2014 war eine enorme Abnahme der Investitionen mit einem Gesamtwert von 151 Millionen zu verzeichnen, die aber 2015 wieder auf 320 Millionen stieg.

Die Arbeitslosigkeit ist eines der größten Probleme der kosovarischen Gesellschaft seit dem Kriegsende. Laut Angaben des kosovarischen Statistikamtes stieg 2015 die Arbeitslosigkeitsquote auf rund 32.9 Prozent. Am meisten davon betroffen sind junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, von denen 57.7 Prozent keine Arbeitsstelle haben.

„Meine Aufmerksamtkeit galt immer Kosovo“, sagte Argjend Kameraj, der sich Deutschland aber auch dem deutschen Unternehmen für die große Investition in seiner Heimat dankbar zeigte.

Verfasser: Shkumbin B. Kajtazi und Agron Beqiri

Übersetzt aus dem Albanischen

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